Voll­kas­ko­ver­si­che­rung, Ver­las­sen der Unfallstelle

Der Fall:

Der Ver­si­che­rungs­neh­mer ver­ur­sach­te einen Ver­kehrs­un­fall, bei wel­chem kein ‑nach­weis­ba­rer- Fremd­scha­den ent­stan­den ist, jedoch zu einem erheb­li­chen Scha­den am eige­nen Fahr­zeug geführt hat. Der Ver­si­che­rungs­neh­mer ist nicht an der Unfall­stel­le ver­blie­ben, son­dern wei­ter­ge­fah­ren. Die Ver­si­che­rung ver­wei­gert die Voll­kas­ko­leis­tung mit der Begrün­dung, er habe gegen die in den Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen gere­gel­te Pflicht den Unfall­ort nicht zu ver­las­sen, ohne die erfor­der­li­chen Fest­stel­lun­gen zu ermög­li­chen, ver­sto­ßen (Was gemäß § 142 StGB nicht straf­bar ist, da kein Fremd­scha­den ent­stan­den ist).

Das Land­ge­richt Ravens­burg hat nun­mehr, in Über­ein­stim­mung mit wei­te­ren Ober­lan­des­ge­rich­ten, aber ent­ge­gen der Recht­spre­chung des Ober­lan­des­ge­rich­tes Stutt­gart ent­schie­den, dass die War­te­ob­lie­gen­heit nur dann besteht, sofern tat­säch­lich ein Fremd­scha­den ent­stan­den ist. Der Ver­si­che­rungs­neh­mer ver­knüpft mit die­ser War­te­ob­lie­gen­heit die Vor­aus­set­zun­gen der Unfall­flucht des
§ 142 StGB. Er darf des­halb davon aus­ge­hen, dass er sei­ner Auf­klä-rungs­ob­lie­gen­heit grund­sätz­lich dann gerecht wird, wenn er die straf­recht­lich sank­tio­nier­ten und all­ge­mein bekann­ten Hand­lungs­pflich­ten erfüllt.

Rechts­an­walt Wient­ges, unter ande­rem Fach­an­walt für Ver­kehrs­recht und Versicherungsrecht